Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser, liebe MEAB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
seit 50 Jahren steht die MEAB für eine fach- und umweltgerechte Entsorgung von Abfällen und ist damit eine wichtige Säule der Abfallentsorgung in der Region Brandenburg-Berlin.
Diese Chronik zeichnet noch einmal den Weg von der Eröffnung der ersten Deponie über den Bau der Sonderabfallverbrennungsanlage, die Wendezeit und die folgenden massiven Veränderungen, denen die MEAB wie auch jeder Mitarbeiter gegenüberstand, bis in die Gegenwart nach.
Die MEAB steht seit 1973 für die Deponierung von Abfällen gemäß den besten verfügbaren Technologien zu marktgerechten Preisen unter strenger Beachtung von Umweltschutzbelangen. Diesem Anspruch wurden und werden wir als Team, also durch die Leistung jedes einzelnen Mitarbeiters seit Jahrzehnten gerecht.
Dafür bedanken wir uns bei allen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern der MEAB.
Getragen wird der Erfolg eines Unternehmens immer auch durch die Geschäftspartner, aber auch durch die Organe und Gremien einer Gesellschaft – auch Ihnen möchten wir Danke sagen für die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Die MEAB hat seit ihrer Gründung zwei Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme erlebt, konjunkturelle Hochphasen wie auch wirtschaftliche Abschwünge gemeistert und die eine oder andere unternehmerische Herausforderung bewältigt.
Unsere Aufgabe ist es, die MEAB konsequent weiterzuentwickeln und auf Basis unserer Unternehmenskernwerte – hohes fachliches Know-how verbunden mit marktgerechten Konditionen sowie ein wertschätzender Umgang miteinander und der Möglichkeit, sich als MEAB-Mitarbeiter persönlich einzubringen, weiterzuentwickeln und sinnstiftend tätig zu sein – ein für die Region wichtiger und attraktiver Arbeitgeber, aber auch Partner für Sozialverbände und Kommunen zu bleiben.
Wir sind optimistisch, dass es mit Ihnen – unseren Mitarbeitern, unseren Partnern, unseren Gesellschaftern – gelingen wird, die MEAB auch in den kommenden Jahrzehnten als wichtige Säule zur Gewährleistung der Entsorgungssicherheit in der Region Brandenburg und Berlin zu positionieren.
Frank Mattat
Vorsitz Geschäftsführung
Dr. Silvia Niessing
Technische Geschäftsführung
Ein Rückblick auf 50 Jahre MEAB
1973
Gründung des VEB (B) Deponie Deetz, der auf dem Gelände erste Schiffsladungen aus Berlin abfertigte.
1974
Gründung des VEB (B) Deponie Potsdam
1975
Inbetriebnahme der Siedlungsabfalldeponie Vorketzin
1976
Bau der ersten eigenen Werkstatt in Deetz für Instandhaltung der Deponiemaschinen
1977
Inbetriebnahme der Siedlungsabfalldeponie Schöneiche
1981
Inbetriebnahme der Sonderabfalldeponie Röthehof
1983
Der wachsende Bestand an Maschinen erforderte den Bau der zweiten Werkstatt, in der Ersatzteile selbst hergestellt und Motoren instand gesetzt wurden.
1986
Beginn Bau der Sonderabfallverbrennungsanlage in Schöneiche
1989
Einweihung der Sonderabfallverbrennungsanlage Schöneiche
1990
Nach der Wende gehen die Standorte an die Treuhand über. Sie wird zur Alleingesellschafterin der neuen MEAB mbH.
1991
Berlin und Brandenburg einigen sich, Berliner Siedlungsabfälle auch zukünftig auf Brandenburger Deponien der MEAB abzulagern.
1993
Konsortialvertrag zwischen Berlin und Brandenburg: Beide Länder verständigen sich, die MEAB zu je gleichen Teilen von der Treuhandanstalt zu übernehmen. Sie legen in dem Vertrag fest, dass alle Brandenburger Deponien, die der Entsorgung Berliner Abfälle dienen, von der MEAB betrieben und die notwendigen Investitionen für Sicherung, Sanierung und Nachsorge durch eine entsprechende Kalkulation der MEAB finanziert werden sollen.
1996
Beginn Sicherung und Sanierung der Deponie in Schöneiche
2005
Bau einer basisgedichteten Fläche als Voraussetzung für einen langfristigen Weiterbetrieb der Deponie Vorketzin
2009
Bau einer basisgedichteten Fläche als Voraussetzung für einen langfristigen Weiterbetrieb der Deponie Deetz
2020
Start des Projektes „Reinvestition Sonderabfallverbrennungsanlage (SAV) 2040“ am Standort Schöneiche
2022
Start des Projektes „Wiederinbetriebnahme der DK III-Deponie Röthehof“
Ursprung der Deponiestandorte
Schon lange bevor die heutige MEAB an ihren Standorten Deponien errichtete, suchte man nach Möglichkeiten, den Berliner Abfall außerhalb der Stadt zu entsorgen.
Bereits seit Jahrhunderten wird in unserer Region Ton zur Herstellung von Ziegeln gewonnen. Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert stieg der Bedarf an Baumaterialien für Fabrik- und Wohngebäude. Millionen Tonziegel aus dem Berliner Umland gingen auf die Reise, um in der wachsenden Metropole in Mietskasernen und Fabriken verbaut zu werden. Aufgrund des Rohstoffbedarfs der boomenden Ziegelindustrie entstand in Deetz und Ketzin eine Vielzahl neuer Tongruben, die sich nach ihrer Stilllegung nach und nach mit Wasser füllten.
Um die Wirtschaftlichkeit zu steigern, war es wichtig, Leerfahrten der Ziegeltransportschiffe zu vermeiden. Schnell wurde klar, dass der Transport von Berliner Abfall eine gute Alternative sein kann.
Zudem bietet die Tonschicht in den Gruben eine gute natürliche Barriere zum Schutz des Grundwassers, was für die Ablagerung von Abfall auch schon damals eine wichtige Grundvoraussetzung war.
In Ketzin wurde erstmals im Jahr 1908 Abfall in einer stillgelegten Tongrube deponiert.
Auch auf dem Schöneicher Plan wurde seit dem Jahr 1825 Ton abgebaut. Um 1860 hatten sich hier zehn Ziegeleien mit zwölf Brennöfen angesiedelt, deren gesamte Produktion während des 1. Weltkrieges zum Erliegen kam.
Nach Kriegsende begannen geschäftstüchtige Schöneicher, die Gruben mit dem Berliner Abfall wieder aufzufüllen, um aus der Not eine Tugend zu machen und neue Einkommensquellen für die Bevölkerung zu generieren.
Der Standort Röthehof geht zurück auf Ursprünge um 1900, als der Landwirt Arthur Schurig begann, landwirtschaftliche Feldexperimente zur Düngung von nährstoffarmen Ackerflächen mit Hausabfällen zu machen.
Dazu ließ er Abfälle aus Charlottenburg nach Röthehof bringen, die hier über Jahre hinweg kompostiert wurden, um anschließend auf den Feldern untergepflügt zu werden. Das war der Beginn der abfallwirtschaftlichen Nutzung des Standortes Röthehof.
Wohin mit dem Abfall aus Berlin-West, 1973
Abfall gab es in Berlin und Umland natürlich schon immer. Jedoch bestand während der deutschen Teilung auf der Westberliner Seite das Problem, dass es nicht genug Flächen gab, um den Abfall zu lagern, zu behandeln und letztendlich zu beseitigen. Zwar gab es in Wannsee eine kleine Deponie, die jedoch bereits zu Beginn der 1970er Jahre annähernd verfüllt war.
Im Zuge des deutsch-deutschen Entspannungsprozesses, welcher zu Beginn der 1970er Jahre einsetzte, entwickelte man auf verschiedenen Feldern Ansätze zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Seit dem Bau der Mauer war die Enklave Berlin-West vom Umland abgeschnitten. Erst der 1972 zwischen der Bundes- und der DDR-Regierung unterzeichnete Grundlagenvertrag führte allmählich zu einer gewissen Normalisierung der nachbarschaftlichen und zur Aufnahme von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.
Bereits zwei Jahre später wurde der „Langfristvertrag für die Entsorgung von Berlin-West“, in dem sich die DDR für die Dauer von 20 Jahren dazu verpflichtete, den Abfall aus Berlin-West zu übernehmen und zum damaligen Stand der Technik zu deponieren, abgeschlossen. Dazu wurde zwischen dem Westberliner Ortsteil Gropiusstadt und dem ostdeutschen Ort Groß-Ziethen ein eigener Grenzübergang für Abfalltransporte geschaffen. Die Lösung des Westberliner Abfallproblems durch Deponierung in Brandenburg verschaffte der chronisch devisenklammen DDR wichtige D-Mark-Einnahmen.
Das Brandenburger Umland bot verschiedene potenziell geeignete Deponiestandorte.
So konnte man das Umfeld der bereits zu Beginn des Jahrhunderts teilweise zur Abfalllagerung genutzten ehemaligen Tongruben zur Errichtung von Deponien an den heutigen Standorten Deetz, Ketzin, Schöneiche und Röthehof unter Berücksichtigung der geltenden Umweltstandards nutzen.
Der Volkseigene Betrieb Deetz (VEB Deetz) wurde 1973 von der VEB Stadtwirtschaft Brandenburg gegründet und ging 1974 an den neugegründeten VEB Deponie Potsdam als Werksteil über. Bereits im selben Jahr wurde der erste Bauschutt per Schiff nach Deetz geliefert.
Im Jahr 1975 nahm auch der Standort Ketzin seine Arbeit als Siedlungsabfalldeponie auf, zwei Jahre später Schöneiche und im Jahr 1981 die Sonderabfalldeponie Röthehof.
Seit Mitte der 1970er Jahre sind die MEAB-Deponiestandorte eine wichtige Säule der Abfallentsorgung in der Region Brandenburg-Berlin.
Die Anfänge in Deetz, 1973
Dieses Schreiben des damaligen Werkleiters Herr Karisch, datiert auf den 15. Februar 1973, ist eines der ersten Gründungsdokumente der heutigen MEAB. Da die Abfälle zunächst ausschließlich auf dem Wasserweg nach Deetz gelangten, war es – so Karisch „unter allen Umständen notwendig, dass zwei Kollegen des Betriebes, welche im Rahmen ihrer dienstlichen Obliegenheiten Sportboote fahren müssen, die Fahrerlaubnis ablegen“.
1 – Der damalige Hafenbetrieb – Der Anliefer- und Entladungsbereich war in den ersten Jahren unbefestigt. Die sowjetischen LKW vom Typ „Kras“ nahmen den Bauschutt auf, den die Prahmen über die Havel anlieferten.
2 & 3 – Die Seilbagger vom Typ UB 80 ließen ihre Greifer aus bis zu 3 Metern Höhe in den Bauschutt fallen, um genug der teils sperrigen Abfälle aufgreifen zu können. Den meisten Schutt griff der 65-Tonnen-Bagger von der Hafenmole aus auf.
4 -Den Rest räumten Arbeiter mit Schaufeln zusammen, damit der Bagger den restlichen Abfall aufgreifen konnte. Eine Entladung dauerte dadurch im ersten Betriebsjahr über einen Tag und es waren bis zu 10 Arbeiter in einem Prahmen tätig.
5 – Blick von der Deponie auf die damaligen Sozialgebäude – Es beherbergte Duschen, eine Kantine und den Heizungsraum.
6 – Das Küchenkollektiv – Die Kolleginnen verpflegten die Arbeiter der Deponien Deetz und Vorketzin zwei Mal täglich mit warmen Mahlzeiten.
7 – Porträt im Blaumann (1974) – Kollege Hilmar Lenze vor einer bewährten Planierraupe vom Tур „180“. Raupen dieses Typs waren bereits seit den 1930er Jahren im Einsatz.
8 – Blick auf den Hafenbereich. Das Foto lässt erkennen, aus welcher Höhe die Bagger ihre Greifer auf die Schiffsladung fallen lassen konnten. Einer dieser Greifer hatte ein Gewicht von mehreren Tonnen. Allein der Greifzahn wog 100 Kilogramm.
9 – Herr Lehmann vor seiner „Arche Noah“ – Der pensionierte Schiffer hing so an seinem alten Havelkahn, dass er ihn an Land zog und darin wohnte. Da der Kahn auf dem Deponiegelände stand, entschädigte die MEAB ihn 1974 mit einem Grundstück. An der ehemaligen „Arche-Noah-Stelle“ befindet sich heute das Hauptgebäude.
Die Anfänge in Vorketzin, 1975
1 – Brennarbeiten auf der Deponie in Vorketzin. Die Werkstattmitarbeiter helfen bei den Instandhaltungsarbeiten auf der Deponie.
2 – Im Bauschutt befand sich damals viel Stahl, wie zum Beispiel Träger und Moniereisen. Diese Fremdstoffe haben sich manches Mal in den Maschinen verfangen und Schäden verursacht. Die Mitarbeiter haben diese dann mit Schneidbrennern entfernt.
3 – Um die Zeit bis zum Bau der ersten richtigen Sozialräume zu überbrücken, wurden Bauwagen aufgestellt. Diese einfachen Aufenthaltsräume wurden später von den Mitarbeitern auf der Deponie genutzt, um Ersatzteile und Werkzeuge aufzubewahren.
Oben links im Bild sieht man eine Siebanlage zum Sortieren von Bauschutt und Böden. Über aufgeschüttete Auffahrtsrampen konnte ein Radlader den Trichter der Anlage wesentlich leichter beschicken.
Die Straßenbaumaterialien wurden aus dem Bauschutt gewonnen und mit der Anhängewalze verdichtet.
Die Anfänge in Schöneiche, 1977
1 – Noch vor Inbetriebnahme der Deponie Schöneiche wurde das Sozialgebäude erbaut. Auf diesem Bild von 1976 ist die im Bau befindliche Werkstatt bereits zu erkennen.
2 – Baumaterial zum Bau des Deponiezauns.
3 – Auch auf der Schöneicher Deponie kamen die bewährten Dumper zum Einsatz und zählten mit zu den wichtigsten Arbeitsmaschinen.
4 – Mitarbeiterbesprechung in den Sozialräumen mit angegliederter Kantine.
5 – Mit diesen LKW, die mit einem Presscontainer ausgestattet waren, wurde der Siedlungsabfall von der BSR nach Schöneiche verbracht. Im LKW wurde der Abfall bereits vorverdichtet und nach dem Abladen dann mit Kompaktoren verteilt und anschließend verdichtet.
6 – Zu besonderen Anlässen drehte sich schon mal ein Spanferkel am Spieß.
7 – Ein Mitarbeiter reinigt einen Radlader von Abfallanhaftungen und Schlamm. Besonders bei schlechtem Wetter sanken die Fahrzeuge bis zu den Achsen ein.
8 – Baumaterialmischanlage für unterschiedlichste Baumaßnahmen innerhalb der Deponie.
9 – Einweihung des Werkstattgebäudes.
10 – In den Werkstätten vor Ort wurden Kleinstreparaturen sowie Wartungs- und Pflegearbeiten durchgeführt.
11 – Mitarbeiterparkplatz mit Unterstand für Schwalbe, Simson & Co.
Die Anfänge in Röthehof, 1981
1 – Feierliche Eröffnung im damaligen Sozialgebäude der Deponie Röthehof, die als Deponieklasse III genehmigt wurde.
2 – Sozialgebäude mit Duschen, Speiseraum, Küche, Waage und Labor. Hier wurden bereits ab 1981 Proben entnommen und das einzulagernde Material untersucht.
3 – Der damalige Geschäftsführer führte seine Gäste über das Gelände. Die Abfallablagerung erfolgte in natürlichen Tonbecken. Die natürliche geologische Barriere, bestehend aus einer fünf Meter dicken Ton-Mergel-Schicht, bot hierfür die notwendigen Voraussetzungen.